In Gesprächen und Diskussionen können unterschiedliche Wissensstände schnell zu Probleme führen. Wofür steht LGBTIQ denn eigentlich? Was heißt queer? Was ist ein safe space und wieso heißt es jetzt plötzlich safer space?
Das Glossar auf dieser Seite ist ein Dokument, das sich immer in Bearbeitung befindet und immer weiter ergänzt wird. Hast auch du einen Begriff oder ein Thema, das du hier mit drin haben möchtest? Dann nutz das Formular dafür, wir freuen uns immer über Input!
Glossar
Awareness
Das englische "To be aware“ in unserem Kontext heißt aufmerksam und sensibel gegenüber den Menschen um uns herum zu sein. Awareness ist dabei ein Konzept, welches sich mit respektvollem Verhalten miteinander beschäftigt. Es geht darum, sich gegenseitig zu unterstützen und einen Raum zu schaffen, in dem sich alle wohlfühlen können und keinerlei Übergriffe oder diskriminierendes Verhalten geduldet werden.
Be_hinderung
Behindertenrechtsaktivist*innen setzten sich dafür ein, die Behinderung durch äußere Umstände wie Gebäude oder Strukturen sichtbar zu machen, hierfür kann etwa der Unterstrich verwendet werden: be_hindert. Hier wird das Hindernis, das dem be_hinderten Menschen aufgestellt wird und das sie*er überwinden muss, deutlich gemacht. Dies entspringt einer Haltung, dass die Umwelt und eben nicht die Be_hinderung an sich das Problem darstellt. Auch die englischsprachige Konstruktion Dis_ability weist auf diesen Sachverhalt hin: Jeder Mensch, der „disabled“ (behindert) ist, ist zugleich „abled“ (fähig).
Cis / Cisgeschlechtlichkeit
Als Cis-Mann/Cis-Frau werden diejenigen bezeichnet, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
CSD
Christopher Street Day ist ein Festtag, Gedenktag und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans*Personen. Die Bezeichnung Christopher Street Day ist nur in Deutschland und der Schweiz üblich.
FLINT*
Der Begriff FLINT* steht für Frauen*, lesbische, inter, nicht-binäre und trans Personen. Entstanden ist der Begriff als Ergebnis feministischer Kämpfe, um patriarchal diskriminierte Identitäten sichtbar zu machen und sich mit diesen solidarisch zu zeigen. Es geht hier nicht um eine sexuelle Orientierung, sondern um die soziale Komponente von Geschlecht, also der selbst gefühlten, gewählten geschlechtlichen Identität.
Gender
Für Gender gibt es im deutschsprachigen Raum keine eins zu eins Übersetzung. Es bedeutet so viel wie Geschlechtsidentität. Eine Geschlechtsidentität kann sich nur eine Person selbst geben. Sie ist bzw. sollte unabhängig von gesellschaftlichen und medizinischen Zuschreibungen sein.
Genderqueer
Genderqueer gilt als Überbegriff für Personen, die sich nicht der geschlechterbinäre Norm von „männlich“ und „weiblich“ zuordnen und wird von manchen Personen synonym für nicht-binär. Darüber hinaus kann es aber auch die Geschlechtsidentität von Menschen beschreiben, die sich sowohl als weibliche als auch als männliche Person (gleichzeitig oder abwechselnd), oder aber weder als Frau noch als Mann identifizieren.
Genderqueer ist also nicht eindeutig gegen den Begriff nicht-binär oder den Begriff ‚genderfluid‘ abzugrenzen, wird aber als eigene Kategorie gesehen.
Genderfluid
Bei genderfluiden Personen ändert sich die Geschlechtsidentität über einen Zeitraum, oder auf bestimmte Situationen bezogen. Das Geschlecht kann zwischen allen möglichen Geschlechtern wechseln, z.B. von männlich zu weiblich, aber auch von weiblich zu nicht-binär, von nicht-binär zu agender, etc. Im Unterschied zu einer genderqueeren Identität ändert sich die Identität und ist nicht unbedingt zu jedem Zeitpunkt außerhalb der Geschlechterbinarität zu verorten.
IDAHOBIT
Der Internationale Tag gegen Homophobie, Transphobie, Inter*feindlichkeit und Biphobie (englisch: International Day Against Homo, Inter- Transphobia and Biphobia, kurz IDAHOBIT) wird seit 2005 jährlich am 17. Mai begangen.
inter / intergeschlechtlich / intersexuell
Der Begriff Intersexualität bezeichnet biologische Besonderheiten bei der Geschlechtsdifferenzierung. Intersexuelle Körper weisen deshalb Merkmale vom weiblichen und vom männlichen Geschlecht auf. Anders als der Begriff Intersexualität jedoch vermuten lässt, hat dies nichts mit der sexuellen Orientierung eines Menschen zu tun.
Es handelt sich also um Menschen, deren geschlechtliches Erscheinungsbild von Geburt an, hinsichtlich der Chromosomen, der Keimdrüsen, der Hormonproduktion und der Körperform nicht nur männlich oder nur weiblich ausgeprägt ist, sondern scheinbar eine Mischung darstellt. Quelle: https://www.im-ev.de/intersexualitaet/
Intersektionalität
Intersektionalität kommt von „Intersection”. Das bedeutet im Amerikanischen „Kreuzung/Schnittpunkt”. Diskriminierungen haben häufig unterschiedliche Gründe und Quellen und überlagern sich gegenseitig. Anders gesagt, in der Lebenswirklichkeit vieler Menschen “kreuzen” sich soziale Kategorien wie Gender, Rasse oder Klasse. Beispielsweise haben Be_hinderungen für People of Color häufig ein anderes Ausmaße an Diskriminierung, als für Menschen, die als weiß gelesen werden. Die intersektionale Perspektive erlaubt, jene Wechselbeziehungen sozialer Ungleichheiten bzw. von Machtverhältnissen in den Blick zu nehmen. Die Ursprünge des Konzepts der Intersektionalität liegen im Schwarzen Feminismus, der afroamerikanischen Arbeiter*innen-Bewegung und der Critical Race Theory.
KGL
ist die im Text verwendete Abkürzung für die Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTI* des Direktoriums der Landeshauptstadt München.
Klasse/Klassismus
„Klasse“ galt lange als politisch-soziologischer Begriff für eine (große) Gruppe der Bevölkerung, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Stellung sowie ihrer sozialen Lage über gleiche und gemeinsame Interessen und Chancen verfügt (z. B. Arbeiterklasse). Da sich die berufliche und soziale Situation der Individuen (z. B. in unterschiedlichen Lebensphasen) in den modernen pluralistischen Gesellschaften (immer schneller) ändern und dem Individuum dadurch pauschal keine Chancen aberkannt werden sollten, kann die Annahme von stabilen sozialen Klassen nicht mehr aufrechterhalten werden. Klassismus bedeutet strukturelle Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres sozialen und ökonomischen Status.
LesCommunity e. V. (ehemals Lesbentelefon e.V.)
ist einziger Gesellschafter der gemeinnützigen Unternehmensgesellschaft (haftungsbeschränkt) LeZ und Trägergerverein der Lesbenberatungsstelle LeTRa und des Treffpunkts, Fach- und Beratungsstelle für Regenbogenfamilien.
LeTRa
Wortspiel aus den Wörtern Lesben, Traum und Raum.
LGBTIQ*
ist eine aus dem englischen Sprachraum kommende Abkürzung für Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer und Intersex.
Nicht-binär
Nicht-binäres Geschlecht ist ein Oberbegriff, der bedeutet, dass sich eine Person nicht in das herkömmliche, zweigeteilte (binäre) Geschlechtersystem einordnet. Grundsätzlich können sich ganz unterschiedliche Menschen als nicht-binär sehen und dies auch ganz verschiedenen leben. Das Aussehen, die Beschaffenheit des Körpers, oder die Sexualität einer nicht-binären Person ändert nichts an der Geschlechtsidentität.
POC
Der Begriff People of Color (im Singular Person of Color) ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft als nicht-weiß gesehen werden und Rassismus erfahren. In dieser Bedeutung wird der Begriff seit der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in den 1960er Jahren verwendet. Als Wiederaneignung und positive Umdeutung der (abwertenden) Zuschreibung „colored“ beschreibt People of Color ein solidarisches Bündnis von unterschiedlichen Communities, die strukturelle Ausschlusserfahrungen aufgrund von Rassismus machen.
Queer
Für queer gibt es viele Definitionen. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet an sich „seltsam“ oder „merkwürdig. Ursprünglich war es eine Beleidigung für LGBTQI-Personen. Heute hat sich die Quere Community weltweit den Begriff „queer“ jedoch wieder angeeignet und positiv besetzt. Queer sind Menschen, die entgegen der Norm von Heterosexualität und Cisgeschlechtlichkeit leben und/ oder denken.
Safer Space/Open Space
Als Safer bzw. Open Space Räume, werden Orte bezeichnet, in den darauf geachtet wird, dass sich Menschen willkommen und wohl fühlen können. Dies gilt nicht ausschließlich für marginalisierte und/oder diskriminierte Gruppen. An diesen Orten soll aktiv vermieden werden, dass es zu Aussagen oder Taten kommt, welche Menschen auf Grund von bestimmten Diversitätskategorien (soziale, geographische Herkunft, Alter, Religion, Geschlecht, Be_hinderung, äußeres Erscheinungsbild, Klasse,..) diskriminieren oder abwerten. Es geht hier darum, eine positive sowie tolerante Kultur zu schaffen, in denen sich Menschen sicher und frei bewegen können.
TDOR
Der Transgender Day of Remembrance & Resilience („TDOR“, übersetzt „Transgender-Tag der Erinnerung & Widerstandskraft), in Deutschland auch „Gedenktag für die Opfer von Transphobie“, ist ein jährlich am 20. November stattfindender Gedenktag, an dem der Opfer transphober Gewalt gedacht und auf diese Problematik aufmerksam gemacht wird.
Trans*
Trans* ist ein Überbegriff für transsexuelle, transidente und transgender Menschen und alle Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden.
Triggerwarnung
Trigger ist englisch und bedeutet Auslöser. Eine Triggerwarnung oder Contentwarnung/Content Notification (Inhaltswarnung) bezeichnet eine Kennzeichnung von sensiblen Inhalten. Diese Warnungen sollen Menschen die Möglichkeit geben, zu entscheiden ob und wann sie sich mit bestimmten Themen beschäftigen. Triggernde Inhalte können bei Menschen starke Emotionen oder Erinnerungen auslösen.
Ansprechpartner*in Julia Bomsdorf
Kontakt: julia.bomsdorf@letra.de